PETER PUCK:

10 Jahre

von Horst Berner (Lift 04.95)

Gon  Calvin & Hobbes  Rudi  Elfquest

 

Für alle Bilder & Comics: ©Heinzelmännchen Verlag/Peter Puck - Stuttgart

Als Peter Puck 1987 sein Debütalbum optimistisch den Titel "Alle lieben Rudi" verpaßte, konnte er nur hoffen, daßdiese These im Lauf der Zeit auch bestätigt wird. Heute, genau zehn Jahre nach Rudis ersten Schritten auf dem glatten Parkett der Comic-Bühne, wissen wir, daßdieser Rudi zumindest von sehr vielen geliebt wird. Dazu zählen die Leser von LIFT Stuttgart, die nicht selten die Lektüre ihres Stadtmagazins auf der letzten Seite beginnen, wo die Rudi-Seite zum Abdruck gelangt.

Dazu zählen die Leser der Rudi-Comicalben, die im Heinezlmännchen Verlag publiziert vorliegen: "Alle lieben Rudi", "Rudi gibt nicht auf" (1989), "Mein Freund Rudi" (1992), und "Keiner ist wie Rudi" (1995). Mit der zu Beginn seiner Karriere verfolgten Absicht - Zitat Puck: "...den Disney-Stil auf die Realität zu übertragen, etwas Zeitgeistmäßiges daraus zu machen..." - traf er den Nerv des Publikums. Im Mai 1985 wartete Rudi, dieses Tier im Mensch, die Menschenkarikatur mit Tiergesicht, auf den Seiten von "stuttgart live" mit seiner ersten Szene aus der Szene auf. An seiner Linken schon damals der unverwüstliche Chaot Fred.

Zum Einstand gab es von dem braunen Rattenpack gleich mal ordentlich eins auf die Nuß. Neo-Nazies als Thema eines Funny-Comics, das klang nicht nur radikal, das war damals vor allem radikal neu. In all den Jahren stilisierte Peter Puck dieses brisante Gemisch aus ambivalentem Humor und sozialkritischem Inhalt zu seiner ureigenen Erzählform. Verfügte der 1960 in Heidenheim geborene Puck von Anfang an über einen sprachgewaltigen Dialogwitz, nahmen die Zeichnungen im Lauf seiner Karriere schwindelerregende Ausgestaltungen an.

Daß die detailverliebten, fast realistisch zu nennenden Illustrationen des zeichnerischen Autodidakten Puck bei aller Eigenständigkeit etwas von der Aura klassischer Gag-Comics ausstrahlten - ich denke an Donald Duck von Carl Barks, an Asterix von Albert Uderzo -, ist wohl das größte Kompliment, das man dem Künstler machen kann. Es ist ja auch zu komisch, und dabei so schön entlarvend, wie sich Titelheld Rudi und Kumpel Fred ihren Weg durch den Großstadtdschungel bahnen. In satirischer Überzeichnung entstehen Stimmungsbilder aus der bundesrepublikanischen Tagesrealität der 80er und 90er Jahre; Auswüchse jedweder Couleur werden mal in subtilen Gags, mal mit deftigem Humor aufgespießt und schonungslos dem Gelächter ausgesetzt.

Läßt Peter Puck seinem Komiker-Duo Rudi und Fred freien Lauf, erscheint das fast so, als versuchte sich Stadtneurotiker Woody Allen an Neuinterpretationen alter Stan Laurel & Oliver Hardy-Streifen. Peter Puck machte Comics, besser Comic-Literatur. In Deutschland, wo dieses Medium noch immer um seine volle Akzeptanz als Kulturgut ringt, zählt er nicht nur zu den besten, sondern auch zu den auflagenstärksten und damit erfolgreichsten Autoren des Genres. Nicht von ungefähr war er im Juni 1994 beim Internationalen Comic Salon in Erlangen als bester deutscher Comic-Künstler nominiert. Noch fiel die Wahl nicht auf ihn, aber man muß kein Prophet sein, um ihm diese Auszeichnung für die nahe Zukunft vorauszusagen...

Im April 195 kreierte und kurz darauf livehaftig geworden, blickt Rudi nun auf stolze zehn Jahre zurück. Eine Zeit der Turbulenzen für den Helden aud dem Papier, nicht selten gar stressig für den Ziehvater Peter Puck. Gelohnt hat es sich allemal. Rudi-Fans wissen, warum gerade diese Knopfnase mit den extravaganten Attitüden ihr Favorit ist, und ergötzen sich an jeder neuen Episode in LIFT, jedem neuen Album bei Heinzelmännchen. Wie Kumpane Peter das ganz richtig sieht: "Alle lieben Rudi", denn "Keiner ist wie Rudi". Schampus!