In den 1950er Jahren waren Busplätze, wie auch öffentliche Anlagen und viele private Geschäfte streng nach Rassen getrennt. 'Jim Crow-Laws' wurden diese diskriminierenden Gesetzte, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammten und auf dem Plessy vs. Ferguson Urteil beruhten, genannt - paradoxerweise benannt nach einem kirchlichen Gesang von vor dem Bürgerkrieg. In den Bussen galt die Regel, das der vordere Teil den Weißen vorbehalten war und schwarze nach dem Bezahlen vorne nur hinten einsteigen durften. In einen bestimmten Bereich durften Schwarze sitzen, mußten aber Weißen bei Bedarf Platz machen.
Am 1. Dezember 1955 aber weigerte sich die schwarze Buspassagierin Rosa Parks, welche zeitweilig für den NCAAP gearbeitet hatte, ihren Platz einem weißen Mann zu überlassen - weniger aus politischen Gründen, als vielmehr da sie wohl müde war. So ließ sich sich dann auch ohne Proteste wegen dieses Verstoß gegen die Verkehrsvorschriften festnehmen. Nachdem ihre Personalien von der Polizei aufgenommen worden waren und vom lokalen NCAAP Vorsitzenden Nixon die Kaution hinterlegt worden war, durfte sie gehen. Der schwarze "Women's Political Council" fasste, als er von diesem Zwischenfall hörte, schnell einen Plan: Einen Boykott der schwarzen Einwohner gegen das städtische Verkehrsbetriebe wegen Rassendiskriminierung am folgendem Montag, den 5. Dezember 1955 nach dem Vorbild des erfolgreichen Boykotts 1953 in Baton Rouge, Louisianas, der durch Flugblätter in den Zeitungen und am Sonntag von allen Kanzeln verkündet werden sollte.
Was kaum einer für möglich gehalten hatte, war die Tatsache, daß die Schwarzen diesem Boykott zu fast 100% nachkamen. Obwohl die meisten von ihnen auf die Busse angewiesen waren, liefen sie meilenweit zur Arbeit, fuhren mit dem Fahrrad oder schlossen sich schnell zu Fahrgemeinschaften ('Car Pools') zusammen. Schwarze Taxiunternehmen beförderten ihre Gäste zu Selbstkostenpreisen. Eine alte schwarze Frau, die sich mühsam auf einem Gehweg bewegte, antwortete auf die Frage eines Priesters, ob er sie mitnehmen solle: 'My feet are tired, but my soul is at rest'.
Am Morgen des gleichen Tages wird Rosa Parks zu einer Strafe von 10 Dollar und der Übernahme der Gerichtskosten Verurteilt; der ihr beistehende schwarze Anwalt der NAACP legt gegen das Urteil Berufung ein. Auf einer Versammlung in der Dexter Street Baptist Church später am Tag wird der 26jährige Martin Luther King , jr. zu seiner eigenen Überraschung zum Vorsitzenden der bei dieser Versammlung gegründeten "Montgommery Improvment Association" gewählt. Dieser Gruppe gehört auch der Pastor Ralph Abernathy an, der bis zu seinem Tode Kings treuester Weggefährte sein sollte, und wurde damit beauftragt, die gemäßigten Forderungen den Verkehrsbehörden zu übergeben: Die Busfahrer sollten die farbigen Fahrgäste höflich behandeln, die Fahrgäste sollten sich in der Reihenfolge setzen in der sie einstiegen, wobei die Schwarzen hinten und die Weißen vorne beginnen sollten, und für Strecken mit überwiegend Farbigen sollten farbige Fahrer angestellt werden. Auf der abendlichen Großkundgebung in der Hold Street Baptist Church hält King seine erste öffentliche Rede und versteht es, die Teilnehmer mitzureisen. Bereits bei dieser ersten Rede, in der er die Ghandis Prinzipien der Gewaltlosigkeit für den Boykott beschwört, faszinierte er nicht nur die Schwarzen, Reporter aus ganz Amerika wurden auf ihn und den Aufstand aufmerksam und bald auch trafen Journalisten aus der ganzen Welt in Montgomery ein.
Der Boykott funktionierte wie geplant, zog sich aber viel länger hin als es jemals geplant war. Keine der beiden Seiten wollte nachgeben. Die Busgesellschaft mußte um mehr als 70% ihrer Gäste 'beraubt' die Preise erhöhen und den weiße Geschäftsinhaber in der Innenstadt blieben die schwarzen Kunden fern. Doch auch die andere Seite hatte schwere Einbußen: Die - selbst vergünstigten - Taxifahrten gingen an die Substanz, besonders da die weiße Regierungsschicht mit immer neuen Repressalien aufwartete: Fahrzeuge der schwarze Taxiunternehmen und Fahrgemeinschaften wurden mit Strafmandaten schikaniert und bei Straßenkontrollen wegen kleinster Mängel aus dem Verkehr gezogen. King wurde beschattet und wegen einer geringen Geschwindigkeitsüberschreitung - das erste Mal - ins Gefängnis gebracht, doch als eine aufgebrachte Menschenmenge vor dem Gefängnis erschien wieder auf freien Fuß gesetzt. Später mußten sich die Anführer des Boykotts, allem voran Martin Luther King, vor Gericht wegen 'Anstiftung zum Boykott' verantworten. Um die Kosten des Boykotts zu decken, sind die Organisatoren auf Spenden angewiesen, die aus aller Welt fließen; Harry Belafonte wird zu einem Engagement in den nächsten Jahren zur Finanzierung der Bürgerrechtsbewegung beitragen.
Über King und die anderen Führer ergehen zahlreiche schriftliche und telefonischen Morddrohungen und auch acht Bombenanschläge. Seinen Höhepunkt erreichten die Unruhen, als am 30. Januar 1956 eine Bombe in Kings Haus explodierte. Ein blutiger Aufstand war kaum noch zu verhindern. Doch mit seinem Redegeschick und Charisma konnte King die Situation rettete. Er sagte nur wenige Worte, diese beruhigten nicht nur die schwarzen Gemüter, sondern brachten auch viele Weiße auf seine Seite:
"We cannot solve this problem through retalitory violence. We must meet violence with non-violence. Remember the words of Jesus: 'He who lives by the sword will perish by the sword' and remember, if I am stopped, this movement will not stop, because God is with the movement. Go home for this glowing faith and this radiant assurance!"
Anfang November strengt die Stadtverwaltung gegen die Mitfahrgemeinschaften einen Prozeß wegen 'unlizensierter Personenbeförderung' an; die Aussichten stehen schlecht und eine Niederlage würde das Ende des Boykotts bedeuten. Doch in die entscheidende Verhandlung platzt die Entscheidung des Obersten Gerichts im Fall Parks: Am 13. November erklärte der US Supreme Court die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln von Montgomery für grundgesetzwidrig. Die Stadt versuchte zwar das Urteil schlicht zu ignorieren. Doch am 20. Dezember ließen die Bundesrichter der Stadt durch Bundesbeamte den offiziellen Gerichtsbefehl überbringen und der streik wurde nach 382 Tagen beendet: Am Morgen des 21. Dezember fuhren Martin Luther King Jr. und Rosa Parks begleitet von der Presse in der ersten Sitzreihe durch Montgomery.
Dieser Bus-Boykott in Montgomery war nicht die erste afroamerikanische Protestaktion, doch hatte sie die Weltöffentlichkeit erreicht und bedeutete so die Initialzündung für die schwarze Bürgerrechtsbewegung in Amerika. Die Masse der schwarzen Bevölkerung hatte nun Mut und Selbstvertrauen gefaßt und war bereit, für ihre Rechte - gewaltlos - auf die Straße zu gehen. Bis Ende der 60er Jahre waren alle 'Jim Crow'-Gesetzte in den Südstaaten aufgehoben.